Die 6 wichtigsten Global Mobility Trends 2020
- Globale Mobilität
- Globalisierung
Erlebt Global Mobility in Zeiten der Digitalisierung einen Rückgang, wenn Angestellte per Videokonferenz oder gar über Virtual Reality bequem von ihrem aktuellen Standort aus von einem Moment zum nächsten auf jedem Kontinent arbeiten können? Erstaunlicherweise gehen die Global Mobility Trends 2020 in Richtung einer drastischen Zunahme von Expats, wobei stärkerer Focus auf fundierte Talent-Analyse, einheitliche Datenverwaltung und Automatisierung vieler Prozesse gelegt wird. Trotz fortschreitender Technologie darf die Bedeutung der qualifizierten Experten im Zentrum der globalen Migration jedoch nicht vernachlässigt werden. Eingesparte Zeit und Ressourcen in der Verwaltung sollen der Erfahrungsqualität der globalen Arbeitnehmer zu Guten kommen wie auch der Unterstützung von Expat-Familien mit Doppelkarriere.
Immer strikter werdende Beschränkungen in Hinblick auf Immigration, Arbeitsvisa und internationaler Versteuerung erfordern zwischen allen an Entsendungsprozesses beteiligten Institutionen und Organisationen vorhersehbare, einheitliche und stringente Planung. Und gerade hier kommen neue Technologien und digitale Beschleuniger wie Talent Sourcing Plattformen, moderne Analyse-Tools zum Erstellen kompletter Pakete für den Auslandseinsatz, Blockchains sowie Virtuelle und Augmentierte Realität zum Tragen. Verbessertes Reporting und Monitoring, auch mit Hilfe von virtuellen Assistenten, soll gleichzeitig die Erfahrung des Expats vor Ort verbessern, dank regelmäßiger Check-Ins und sorgfältiger Erfahrungsanalysen.
Wir werfen einen Blick auf die wichtigsten Global Mobility Trends in 2020. Je wandelbarer, vernetzter und globaler Unternehmen werden, umso schneller muss eine Position mit dem entsprechenden Talent besetzt werden, und oftmals wird die Fachkraft in multinationalen Organisationen intern gefunden. Die Global Mobility nahm in den vergangenen Jahren drastisch zu, der PwC Report ‘Talent Mobility: 2020 and Beyond’ prognostizierte bereits vor fünf Jahren bis 2020 einen Anstieg von 50 Prozent. Was sich jedoch wenig geändert oder beschleunigt hat sind die verschlungenen Wege der Bürokratie, besonders da immer mehr internationale Behörden beteiligt sind, die allesamt ihre individuellen Regulierungen besitzen. Dem entgegengesetzt werden kann nur moderne Technologie, um dank Automatisierung und Optimierung schneller und zuverlässiger handeln zu können, gerade was Datenzugriff-, -austausch und -speicherung betrifft.
1. Analytik
Wegweisende Analytik-Tools kommen bereits beim Talent-Sourcing zum Tragen. Während bisher in erster Linie über Plattformen wie LinkedIn und Jobboards nach Kandidaten gesucht wurde, konzentrieren sich Anbieter von modernen Global Mobility Tools auf die Entwicklung von Software mit Algorithmen, die nach Qualifikationen, Sprachfähigkeiten, Verfügbarkeit und passendem Startdatum filtern können. Entwickler wie Equus oder Topia bieten mittlerweile Lösungen zur Automatisierung sämtlicher Prozesse an, vom Autorisieren von Talenten, Szenarien-Planung und Kostenkalkulation bis hin zu Relocation-Diensten und Managen der Gehaltsabrechnung. Die Speicherung historischer Daten wie Steuerraten, Lebenshaltungskosten und Fluktuationen von Immobilien- und Mietpreisen helfen dabei Fehlkalkulationen zu verringern. Eine Umfrage von Mercer „How Global Mobility is Responding to New Dilemmas“ ergab, das über 80% der Mobility-Verantwortlichen im HR-Bereich die zunehmende Komplexität von Aufgaben für eine Herausforderung hielten. 73% nannten das Fehlen zuverlässiger Analytik, mangelnde Implementierung von Metrik sowie schlechte Transparenz im Messen des ROI als Probleme. Mit neuen Analytik-Tools wird der Anforderung nach stärkerer Automatisierung, der Erleichterung von Standardprozessen und konsequenter Dokumentation vergangener Szenarien Rechnung getragen.
2. Virtual Assistants
Virtual Assistants entlasten HR-Personal und helfen dabei, Routinebefragungen und Follow-ups mit den Angestellten zeiteffektiver zu gestalten. Besonders, wenn Anfragen aus verschiedenen Ländern beantwortet werden müssen oder Referenzen aus unterschiedlichen internationalen Abteilungen gebraucht werden. Virtual Assistants sind in der Lage, Antworten zu sammeln, in eine Datenbank einzuspeisen und für den Abruf bereitzuhalten. Auch spezielle Anfragen von Expats können umgehend bearbeitet und an das verantwortliche Personal gesendet werden. Künstliche Intelligenz lernt von selbst dazu, je mehr Fragen eingehen, umso mehr Wissen eignet sich das System an. Auch ihre Reaktionszeit mag kürzer sein als die überlasteter HR-Manager. Die Arbeiter im Ausland können 24-Stunden lang, unabhängig von Zeitzonen, betreut und unterstützt werden, was wiederum deren Erfahrung verbessert. Werden Probleme frühzeitiger entdeckt und behoben, kommt es seltener zu Fehlentsendungen und Projektabbrüchen, die in der Regel erhebliche Kosten verursachen.
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3. Blockchain
Eine der größten Herausforderungen für Global Mobility lag bisher in der Speicherung und Zugreifbarkeit von Daten, wie zum Beispiel persönliche Informationen der Talente, Kompensation und Steuerdetails, die auf externen Plattformen lagen und von unterschiedlichen Zulieferern bereitgestellt wurden. Blockchains sind die Antwort des nächsten Jahrzehnts auf dieses Problem, da sie die Transparenz und Effektivität von Arbeitsvorgängen verbessern. Die Daten aller Zulieferer werden zentral gespeichert, sämtliche Ereignisse werden korrekt dokumentiert und können von allen Beteiligten verfolgt werden. Analysen sind in Realzeit abrufbar, Kosten können jederzeit angefragt und Ausgaben automatisch kontrolliert werden. Steuerangelegenheiten, die grenzüberschreitend oft kompliziert zu regeln sind, können ebenfalls an einem Ort abgewickelt werden, da Blockchains jede Eingabe mit allen relevanten Beteiligten wie Banken und Institutionen validieren können. Stellt dies ein Risiko für die Privatsphäre dar? Absolut nicht, denn Angestellte können ihr Profil selbst steuern und entscheiden, welche Informationen sie freigeben möchten und welche privat bleiben sollen. Zukunftsweisend ist auch die mögliche Einführung von Kryptowährungen als einfache, grenzübergreifende Bezahlungsmethode, um beispielsweise Einkommenssteuern direkt aus der Blockchain zu begleichen.
4. Virtuelle und Augmentierte Realität
Globale Meetings funktionieren bereits allerorts über Videokonferenzen per Computer oder mobil vom Tablet oder Smartphone aus. VRs und augmentierte Realität gehen noch einen Schritt weiter – Teilnehmer können sich dabei wirklich fühlen als befänden sie sich im gleichen Raum, wo sie zudem bequem Daten austauschen, virtuelle Grafiken und Diagramme abrufen und sogar visuell gemeinsam neue Strategien entwickeln können. Im Bereich Global Mobility sind diese Trends besonders relevant, gerade weil Expats die Entfernung vom Heimatland oft belastend finden – dank Vrs wird die Verbindung mit dem Heimatland gestärkt. Virtuelle Realität mag bald auch beim Planen einer Entsendung eine relevante Rolle spielen: In zukünftigen Visionen können Kandidaten schon von daheim aus die neuen Büroräume erkunden, potenzielle Wohnungen besichtigen, per virtuellen Karten die Nachbarschaft und bestehende Infrastruktur wie zum Beispiel Schulen oder Fitnessstudios erkunden, was wiederum die kulturelle und soziale Umstellung nach der Ankunft erleichtert und logistische Probleme bereits im Vorfeld behebt.
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5. Gesundheitsförderung von Expats
Fehlentsendungen und vorzeitige Abbrüche von Global Mobility Einsätzen sind teuer und gefährden den Erfolg eines gesamten Projekts, weshalb heute zunehmendes Augenmerk auf der Gesundheit und psychologischen Anpassungsfähigkeit der Expats liegt, bereits vor einer Auslandentsendung. Grundlegende Aufklärung über Stress und emotionale wie auch körperliche Risiken bekommt gegenwärtig höhere Relevanz. Gefördert werden derzeit Aufklärungsprogramme vor dem Placement, gleichzeitig aber auch Sprachtraining in Form von Blended Learning mittels virtueller, digitaler und Präsenztrainingsmethoden, die nach Antritt des Auslandsprojekts ohne Unterbrechung und auf gewohnte Weise fortgesetzt werden können. Soft-Skill und kulturelles Training sind heute ebenso wichtig wie Fremdsprachentraining, um die soziale Eingliederung zu erleichtern. Gefördert werden auch regelmäßige Check-ins zwischen Angestellten und HR. In der Vergangenheit geriet zudem oftmals die Unterstützung nach Abschluss eines Auslandsprojekts in Vergessenheit – 80 Prozent der Expats erleben den Kulturschock erst nach der Heimkehr, wie der Leiter medizinischer Kommunikation Dr. Simon Worrell bei Healix International betonte. Intensive Betreuung bei der Wiedereingliederung ist deshalb ein weiterer wichtiger Trend für das neue Jahrzehnt.
6. Partner mit Doppelkarriere
Doppelkarrieren werden immer mehr zur Norm, ganz gleich, ob Partner in verschiedenen Unternehmen oder gar in der gleichen Organisation arbeiten. Gerade dieser Umstand macht Global Mobility zur Herausforderung für viele Familien. Beide Partner tragen im Wesentlichen zum Haushalteinkommen bei, besitzen oft gleich starke berufliche Ambitionen und Verantwortungen. Die Entsendung ins Ausland eines Partners bringt deshalb Stress und Unsicherheit im Privaten mit sich. Dazu kommt, dass sich die Immigrationsbedingungen für Angehörige zunehmend verschärfen, nur 30 Länder weltweit erteilen dem Partner eines Expats automatisch eine Arbeitserlaubnis. Die Lösung liegt hierbei zum einen in verbesserten Bestimmungen beim zeitweiligen Trennen von Familien, wie häufigere Heimreisen oder kürzere Projektdauer und deren Beschränkung auf zwölf oder maximal 24 Monate. Innerhalb Europas kommen neue Pendlerregulierungen zum Tragen, die eine maximale Reisezeit von vier Stunden vorhersehen, wobei die Kosten für regelmäßige oder gar wöchentliche Heimreisen von der Firma übernommen werden. Geht der Partner mit ins Ausland, sehen inzwischen 56 Prozent der Arbeitsverträge dessen finanzielle Unterstützung vor, wie beispielsweise bei der Kostenrückerstattung von Hilfsprogrammen zur Jobsuche, der internationalen Beglaubigung von Qualifikationen oder für berufliches Networking.
Eine neue Richtung für ein neues Jahrzehnt
Mit Beginn eines neuen Jahrzehnts, weltweit verhärteten Einwanderungsbestimmungen, aber auch neuen technologischen Entwicklungen und dem Fortschreiten globaler Vernetzung von Unternehmen, werden ständig neue Anforderungen an die Global Mobility gestellt. Moderne Technologie zur Automatisierung, sowohl von Talent-Sourcing wie auch Datenaustausch, -speicherung und Reporting spart dem HR-Personal Zeit, die jedoch effektiver dort genutzt werden muss, wo sie gebraucht wird: in der persönlichen Unterstützung der Expats vor, während und nach ihrem Auslandsprojekt, denn der qualifizierte Angestellte bleibt nach wie vor das Schlüsselelement der Global Mobility.